Technische Indikatoren

Wilder´s Volatility von Welles Wilder Jr. – Technische Analyse

Aussage:

Die von Welles Wilder Jr. entwickelte und nach ihm benannte „Wilder’s Volatility“ entspricht einem Volatilitäts-Index, der sich aus dem fortlaufend berechneten Durchschnitt der bereits aus anderen Wilder-Konzepten (vgl. „DMI“) bekannten „True Range“ zusammensetzt.

Durch die Berücksichtigung dieser „wahren Spanne“ wird vermieden, dass Tage mit einer geringen Handelsspanne (einer niedrigen Differenz zwischen Tages-Hoch und -Tief), aber einem deutlichen Kursabstand zum Vortag, mit einer (fälschlicherweise) geringen Volatilität in die Berechnung einfließen.


Berechnung:

„Wilder’s Volatility“ entspricht einem „Moving Average“ seiner „True Range“. Innerhalb der „True Range“ wird der Teil des heutigen Notierungsbereiches errechnet, der außerhalb des gestrigen Notierungsbereiches liegt.

Die „True Range (TR)“ ist stets positiv und definiert als der jeweils höchste Wert der Differenz von:

a) Tageshoch heute minus Tagestief heute
b) Tageshoch heute minus Schlusskurs gestern
c) Schlusskurs gestern minus Tagestief heute

Auf die täglich errechnete „True Range“ wird zur notwendigen Glättung ein beliebiger „Moving Average“ konstruiert, wobei Wilder eine Form von exponentieller 14-Tage-Glättung empfohlen hat. Das Ergebnis wird auch „Average True Range“, kurz „ATR“ genannt.


Formel:

1. Messen der True Range TR
2. Wilder’s Volatility = ((n-1) * I + TR) / n

wobei

I = Wilder’s Volatility Vortag


Einstellung:

n = 14 Tage


Interpretation:

„Wilder’s Volatility“ misst nach dem Konzept der „wahren Handelsspanne“ die Volatilität bzw. den Trend der Volatilität im Basistitel. Eine ansteigende Trendlinie zeigt eine Volatilitätszunahme im Basistitel an, bei einer fallenden Trendlinie nimmt auch die Volatilität im Basistitel ab. Die jeweiligen Ordinatenwerte sind dabei nicht relevant.

Für sich alleine kann „Wilder’s Volatility“ keine Handelssignale generieren, so dass die Anwendung in Verbindung mit anderen Indikatoren (-Systemen) erfolgen muss. Recht verbreitet ist hier beispielsweise das „Volatility Breakout System“, dessen Grundlage der „ATR“ darstellt.

Volatility Breakout System (VBS) Das „Volatility Breakout System” ist das „Vorbild” vieler anderer Volatilitäts-Handelssysteme, die sich von ihm in nur sehr wenigen Punkten unterscheiden. So ist es die Zielsetzung fast eines jeden Volatilitäts-Systems, zu dem Zeitpunkt eine Hausse-Position zu eröffnen, sobald der Basistitel aus seiner „gewöhnlichen” Schwankungsbreite nach oben ausbricht. Analog soll eine Baisse-Position zu dem Zeitpunkt eröffnet werden, an dem der Basistitel aus seiner „gewöhnlichen” Schwankungsbreite nach unten ausbricht.

Für die Erstellung des „Volatility Breakout Systems“ wird zunächst die „Average True Range“ berechnet, wofür die meisten Techniker eine Einstellung (für den „Moving Average“) zwischen 1 und 7 Tagen benutzen. Mittels Optimierung (Vorsicht!) wird dann der Prozentsatz der „gewöhnlichen“ Schwankungsbreite festgestellt, der als „Point Move“ bezeichnet wird. Dabei gilt, dass das System umso reagibler wird, je niedriger dieser „Point Move“ gewählt wird und analog umso weniger reagibel, je höher der „Point Move“ angesetzt wird.

Die täglich berechnete „ATR“ wird nun mit dem einmal berechneten „Point Move“ multipliziert. Das Ergebnis wird dann zum aktuellen Schlusskurs addiert, womit sich die (obere) sog. „Long-Target“-Kurve ergibt und gleichzeitig vom Schlusskurs subtrahiert, womit sich die (untere) „Short Target“-Kurve ergibt. Es entstehen somit zwei „Envelopes“ (siehe dort), die den Basistitel umhüllen. Ein Kaufsignal wird generiert, wenn der Basistitel die obere Kurve erreicht; tippt er die untere an, wird analog ein Verkaufssignal generiert.

Durch die Festlegung des „Point Move“ als Prozentsatz, werden sich die beiden Hüllkurven bei einer rückläufigen Volatilität einander annähern, bei einer ansteigenden Volatilität werden die Abstände dementsprechend größer werden (vgl. mit „Bollinger Bands“). Die Problematik des „Volatility Breakout System“ ist die übergroße Bedeutung der beiden Variablen, d.h. die „Average True Range“- und die „Point Move“-Einstellung. Gerade hier neigen sehr viele Anwender dazu, besonders ausführliche Optimierungen vorzunehmen, die in der Praxis stets zum Misserfolg führen werden.


Empfehlung:

Die Berücksichtigung von „Wilder’s Volatility“ empfiehlt sich für eine Variation in der Einstellung trendfolgender Indikatoren bzw. trendfolgender Handelssysteme.


Querverweise:
Chaikin's VolatilityDMINotis %VBollinger Bands


Quelle:
Thomas Müller, TM BÖRSENVERLAG AG: Das GROSSE Buch der TECHNISCHEN INDIKATOREN

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